Aktuelle Debatte um die LTI-Lesung der Freien Wähler

Matthis zur LTI-Lesung der Freien Wähler: „Tiefschlag für diejenigen, die sich dem Andenken Klemperers verpflichtet fühlen“

„Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Victor Klemperer

Zur aktuellen Debatte um die Veranstaltung der Fraktion der Freien Wähler und der Entscheidung, dafür städtische Räume zur Verfügung zu stellen, erklärt der Stadtvorsitzende und Stadtrat der LINKEN Dresden Jens Matthis:

„Der 9. November ist auch ein Erinnerungstag an die Novemberrevolution 1918 und an die Maueröffnung 1989. In aller erster Linie gedenken wir der Reichspogromnacht von 1938, bei der die Nazis nicht nur die Synagogen in Brand steckten, sondern auch mit der Ermordung hunderter Jüdinnen und Juden den Holocaust mit am Ende sechs Millionen Ermordeten einleiteten. 

Wenn eine Stadtratsfraktion die damit tritt man ihr nicht zu nahe –antifaschistischen oder gar sozialistischen Positionen fernsteht und deren Fraktionsvorsitzender vor allem dadurch auffällt, dass er – nach Einschätzung seiner früheren Partei FDP – „in den sozialen Medien rechtsradikale Mythen verbreite, politische Mitbewerber beleidige und den politischen Diskurs verrohe“ meint, ausgerechnet am 9.November, ausgerechnet in exklusiven städtischen Räumen, ausgerechnet den von den Nazis rassistisch verfolgten Humanisten, Antifaschisten und späteren Sozialisten Victor Klemperer und sein Werk „LTI“ instrumentalisieren zu können, um sich selbst zu inszenieren, ist das ein Tiefschlag für all diejenigen, die sich dem Denken und dem Andenken von Victor Klemperer verpflichtet fühlen.

Wir zollen dem Versuch der Kulturbürgermeisterin, Schaden von der Stadt abzuwenden, unseren Respekt. 

Anders als der Erste Bürgermeister Jan Donhauser (CDU), sind wir nicht der Meinung, dass die Teilnahme von Herrn Vaatz und Frau Hermenau irgendeine Garantie dafür böten, dass es sich nicht um eine neurechte Veranstaltung handelt, eher im Gegenteil.“ 

 

Dazu die AG Antifa der Fraktion der LINKEN im Dresdner Stadtrat:

Am 09 .November liest der für seine antisemitischen Äußerungen bekannte Uwe Steimle das Herumlaufen mit der Friedenstaube macht ihn nicht besser auf Einladung der Fraktion der Freien Wähler im Festsaal des Stadtmuseums Texte von Victor Klemperer.

Unsere linke Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch hatte den Raum für diese Veranstaltung verweigert. Bürgermeister Jan Donhauser (CDU) hat diese Entscheidung in Vertretung für den OB zurück genommen. Eine fatale Entscheidung in einer Stadt, die ihren Ruf bezüglich der Toleranz damit wieder einmal bestätigt.

Wir als AG Antifa stehen hinter der klaren Entscheidung von Annekatrin Klepsch, die jetzt in den Sozialen Medien und in der Presse bedrängt wird. Wir stehen hinter ihr.

Vor Ort gibt es ab 18:00 Uhr eine von der Initiative „Nationalismus raus aus den Köpfen“ angezeigte Kundgebung. Kommt dazu!